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Straßentour 2012 - Ein Fazit?

Wenn ich den Anspruch gehabt hätte, mit meinen Berichten über die Straßentour alles zu erfassen, was ich erlebt habe, dann wäre ich schon beim ersten gescheitert und hätte mein Vorhaben von Beginn an hinschmeißen müssen. Deshalb soll auch mein “Fazit”, sofern man es so nennen kann, diesen Anspruch nicht haben.


Vielleicht gehe ich einfach mal ganz statistisch an die Sache heran. Meine Straßentour in Zahlen! (Alle Angaben ohne Gewähr.)

Ich habe 15 Städte bereist, war damit in 7 verschiedenen Bundesländern, habe ca. 6847 Kilometer zurückgelegt und eine halbe Ewigkeit in Zügen verbracht. Um genau zu sein 97,34 Stunden, das sind 5840,4 Minuten oder 350424 Sekunden, also war ich am Stück gerechnet ungefähr etwas mehr als 4 Tage mit der Bahn unterwegs (Verspätungen nicht inbegriffen!). In den Städten habe ich meistens 1 bis 5 Stunden mit Unterbrechungen gespielt, das wären hochgerechnet ca. 45 Stunden, in denen ich Gitarre gespielt und mir die Seele aus dem Leib gesungen habe. Jetzt könnte ich noch den daraus resultierenden Pflasterverbrauch für meine Finger berechnen, aber davon sehen wir mal ab.

Aber all diese Zahlen könnten nie meine Erfahrungen, die ich machen durfte, ausdrücken.

Am Anfang meiner Straßentour habe ich gesagt, es werde wohl eher auf eine “Zugtour” hinauslaufen. Das sehe ich heute anders.

Zurückblickend ist das, was nun für mich den größten Anteil meiner kleinen Reise ausgemacht hat, etwas anderes: Es sind die Menschen. Menschen, die ich nie zuvor in meinem Leben gesehen habe und denen ich ohne die Musik auch nie begegnet wäre. Menschen, die mich nur von einem kalten Computerbildschirm kannten und extra in die Städte gefahren sind, um mich zu sehen. Menschen, denen ich etwas geben konnte und die mir so viel zurückgaben. Menschen, die ich an einem ganz bestimmten Punkt in ihrem Leben abgeholt habe. Menschen, die mich in ihre Lebensgeschichte haben eintauchen lassen, wenn auch nur momentartig. Menschen, mit denen ich ein Stück ihres Weges gegangen bin und sie mit mir. Menschen, die so sind wie ich. Menschen, die ganz anders sind als ich. Und dennoch Menschen, die eines verbindet.

Wir sind von Natur aus sehr rhythmische Wesen. Unser Herzschlag ist der Beat, der uns ständig begleitet. Musik schafft es, diesen anzupassen. Wenn viele Menschen derselben Musik zuhören, dann schlagen ihre Herzen - wortwörtlich - im gleichen Rhythmus. (Dies ist übrigens auch der Grund, warum Techno so viel Erfolg in Diskotheken hat.)

Manchmal sind Worte anderer viel treffender, als die eigenen es wären. Deshalb erlaube ich mir mal, etwas aus dem Zeitungsartikel über meine Musik und mich in der Meppener Tagespost zu zitieren: “Irgendwann fingen ihre Finger an zu bluten. Stundenlang hatte sie, in die Musik versunken, die Gitarrensaiten bearbeitet, ohne zu merken, dass der Rausch des Spiels seinen Tribut forderte. Während ihrer Tour durch die Fußgängerzonen deutscher Städte ist es Jennifer Berning mehr als einmal so ergangen. Für die junge Sängerin und Songschreiberin aus Herzlake war diese Reise ein Selbstfindungsprozess. (…) Das Element der Selbstfindung ist zum einen künstlerischer Natur: ‘Ich weiß jetzt, dass das meine Musik ist.’ Und zum anderen persönlicher Art: Sie habe Sicherheit gefunden, ihr Selbstbewusstsein weiterentwickelt.”

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Oder vielleicht doch… nur eine kleine Sache. Ohne die Begegnungen mit all denjenigen, von denen ich in meinen Berichten erzählt oder auch nicht erzählt habe, hätte dieser Selbstfindungsprozess, diese spannende Reise, mein kleines Abenteuer nicht stattfinden können. Ich bin sehr dankbar für diese prägenden Erlebnisse und hoffe, dass auch ich bei dem einen oder anderen ein paar Fußspuren hinterlassen konnte.


Hier ein kleiner Zusammenschnitt der gesamten Tour: http://youtu.be/BsRQC4X-EG0



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