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Writer's pictureJennifer Berning

Kunstmensch




Wir benutzen Metaphern und nennen es Weisheit, wenn wir in Worten schwimmen, fühlen uns wie kleine Poeten, wenn wir unter all den Stimmen gehört und verstanden werden. Allegorien, Analogien – Bilder, die nur unsere Spezies in der Lage ist zu erschaffen, sagst du und schaust dabei zu, wie der Himmel einen Regenbogen malt.


Denn eigentlich ist Kunst überall, wir müssen sie nur sehen und einfangen, um schließlich zu behaupten, wir hätten sie selbst ins Leben gerufen. Kunst ins Leben rufen und von der Kunst ins Leben gerufen kommen wir dann auf die verrufene Idee, sie uns zum Beruf zu machen. Wieder: machen, erzeugen, kreieren, als hätten wir selbst die Kontrolle über etwas, was doch gar nicht unser eigen ist und dessen Macht man schnell einmal vergisst, während man so „macht“. Und trotzdem maßt man sich an, Texte darüber zu schreiben, in denen man versucht, sich selbst oder wenigstens das Leben zu erklären, bevor man überhaupt zu leben begann.


Eine Suche nach dem Sinn des Lebens, bei der man auf viel Unsinn stößt. Warum ist ein Boxring nicht rund und warum laufen Nasen, während Füße riechen? Müsste nicht bei jemandem, der Angst vor langen Wörtern hat und die Diagnose Hippopotomonstrosesquippedaliophobie gestellt bekommt, folglich eine Phobophobie daraus resultieren? Dabei müssten wir alle seit Harry Potter wissen, dass die Angst vor einem Namen nur die Angst vor der Sache selbst steigert.


Angst, vielleicht sind unsere Grenzen die Angst, die Angst vor Begrenzung und der Endlichkeit. Wir wollen nicht endlich sein, wir wollen endlich einen Weg finden, wie wir auf dieser Erde mehr als nur ein Häufchen Staub hinterlassen. Wir schließen Marktlücken, halten uns für patent und lassen unsere geklaute Kreativität auch noch patentieren. Vielleicht gibt uns das Sicherheit, denn solange wir uns darin wiegen, kommen wir sicher weit. Zumindest glauben wir das, wenn wir nach Abschließen einer Versicherung eine dicke Rechnung bekommen, schließlich gibt es Qualität nicht gratis. Nein, Qualität nicht, aber Kunst, Kunst ist frei! Freibier für alle, der letzte zahlt! Und der letzte, das ist wohl immer man selbst.Man verkauft sich, damit es einem abgekauft wird, ehrlich sein und am Ende doch nur verletzt und klein? In der Dunkelheit hinter den Vorhängen erkennt dich niemand, dort bist du allein, egal, wie viele dich im Scheinwerferlicht gesehen haben oder nicht.


Wofür also das Ganze, wozu all die Fragen, die dich von Antworten nur weiter entfernen, die des Rätsels Lösung doch nur tiefer im Sand der Unklarheiten verscharren? Du machst dich hier doch völlig zum Narren, wenn du rhetorische Fragen an Allegorien, an Alliterationen reihst, Metaphern akkumulierst und im Paradoxon verweilst statt endlich zur Klimax zu kommen!

Ich sag dir eins, vielleicht mache ich das alles um des Seins Willen, vielleicht weil Leidenschaft nicht nur Leiden schafft, sondern auch berauscht und erfüllt, weil sie Antrieb ist und dein wahres Ich enthüllt, weil Kunst nicht künstlich ist, sondern Gesellschaft abbildet und wachrüttelt, sie genau das schafft, wofür die Realität nicht genügt und die Kraft hat Menschen und vielleicht auch ein bisschen die Welt zu verändern.

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