Es war eine schöne Abwechslung, auch mal mit dem Auto zu einem Straßengig zu fahren. So gab es zumindest keine verspäteten Züge. Meine Familie begleitete mich und ich merkte auf der Hinfahrt sofort, dass wir mehr gemeinsam haben als mir lieb war: Es wurde vollstes Vertrauen in das Navigationssystem gesetzt, weil die eigene Orientierung natürlich zu wünschen übrig lässt und so kamen wir im falschen Aurich (bei Oldendorf) an, in dem mehr Kühe als Menschen leben. Nachdem wir aber doch noch erfolgreich in der richtigen Stadt angekommen waren, spielte ich also in der Fußgängerzone. Vielleicht war dort nicht der Bär los, aber Zuspruch gab es dennoch mehr als erwartet.
Wieder hatte ich die Herzen zweier Kinder erobert, die sich zu mir gesellten und dafür sogar ihr Eis schmelzen ließen. So aufmerksam und so lange hat mir auf meiner Straßentour bisher wohl noch niemand zugehört. Aber nicht nur diese zarten Geschöpfe fanden Gefallen an meiner Musik, sogar ein bärtiger, langhaariger Mann im "Iron Maiden" T-Shirt machte mit seinem Bonanzarad halt an meinem Koffer. Obwohl ich eigentlich von Luft, Liebe und Musik lebe, schien ich wohl hungrig auszusehen, also legte er behutsam eine Tüte in meinen Koffer, in der ich später ein leckeres Quarkbällchen fand. Mit einem Daumen nach oben und "Viel Erfolg weiterhin!" verabschiedete er sich wieder von mir. Als ich dann eine Pause einlegte um meine Beute zu verzehren, folgte mir eines der kleinen Mädchen und sah auch noch beim Essen mit ihren großen Kulleraugen zu mir auf. Juhu, ein Groupie!
Nach einer Weile tippte mir eine Frau auf die Schulter und sprach mir ein großes Lob aus, ihr habe mein Gesang sehr gefallen und sie drückte mir, obwohl der Koffer schon zu war, noch eine Münze in die Hand. Ich muss abschließend wieder Clueso zitieren, weil seine Texte einfach unglaublich treffend sind für das, was ich erlebe: "Selbst eine kleine Geste spielt Melodien wie eine ganze Band."
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